Infantile Zerebralparese: Greifen und Gehen – trotz Spastik
Infantile Zerebralparese: Greifen und Gehen – trotz Spastik
Wenn die Muskeln nicht so arbeiteten wie sie sollen, schränkt das das Leben im Alltag stark ein. Gerade nach der Diagnose „Infantile Zerebralparese“ (ICP) sind Menschen durch einen zu hohen oder zu niedrigen Muskeltonus oft nicht selbstständig in der Lage, zu gehen oder zu greifen. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich jedoch im Bereich der Hilfsmittel sehr viel getan, um diese Menschen zu unterstützen.
Festhalten und loslassen
Sie sind für das alltägliche Leben wohl die wichtigsten Köperglieder: Die Hände. Vom Kaffeebecher bis zur Zahnbürste – wir müssen Dinge anfassen, um sie zu nutzen. Wenn dies durch Spastiken der Muskeln nicht mehr möglich, ist gibt es heute Hightech-Hilfsmittel, um die Selbstständigkeit zu bewahren: Die Lösung nennt sich Funktionelle Elektrostimulation (FES), etwa bei dem Produkt ReGrasp.
Umgangssprachlich könnte man das Produkt als „Handschrittmacher“ bezeichnen. Wie auch bei einem Herzschrittmacher werden die notwendigen Muskeln der Hand mit geringen elektrischen Strömen stimuliert. Die Handorthese ermöglicht es dann der Hand, trotz Lähmung wieder greifen und loslassen zu können. Das geschieht entweder durch das Tippen mit der anderen Hand auf die Kontrolleinheit oder durch eine Steuerung hinter der Ohrmuschel, die auf Nicken reagiert.
Ob Zwiebeln schneiden, Paste auf die Zahnbürste geben oder den Regenschirm halten – all diese Dinge des Alltags werden mit ReGrasp wieder möglich. Eine Patientin unseres Hauses, Pro Walk Heldin Sabrina, benötigt ReGrasp für beide Hände, nachdem diese sich inzwischen gar nicht mehr eigenständig bewegen lassen. Sie hat den Erfolg so formuliert: „Ohne ReGrasp würde ich 24/7 Hilfe benötigen: Ich müsste gefüttert, gewaschen und angezogen werden.“
Gehen ohne Stehen
Für fast alle Kinder ist es selbstverständlich, sich im Raum bewegen zu können. Eine der stärksten Einschränkungen durch eine Zerebralparese tritt dann ein, wenn die kleine Person nicht in der Lage ist, ihr Körpergewicht zu tragen und die Gehbewegung zu steuern. Für diese Kinder wurde der ProWalker® entwickelt.
Der Oberkörper des Kindes wird dabei in einem Fahrgestell auf Rollen komfortabel fixiert. Die Beine bewegen sich in einem auf Maß gefertigten, schienengeführtem Gehsystem. Der ProWalker® gleitet beim Laufen des Kindes dabei genau in die Richtung, die das Kind einschlägt. So kann es gestützt und geführt auf den eigenen Füßen gehen.
So kann der junge Mensch viel besser am sozialen Miteinander teilhaben – und auch seine kognitiven Fähigkeiten verbessern. Nicht zuletzt arbeiten auch Stoffwechsel, Blutkreislauf und Verdauung besser, wenn der Körper aufrecht steht und bewegt wird.
Fazit
Die aufgeführten Hilfsmittel stellen nur einen Ausschnitt des breiten Spektrums dar. So individuell die Symptome der ICP sind, so individuell sind die Lösungen für die Patienten. Unterstützung finden Patienten auch beim Netzwerk Cerebralparese e.V. Gerne können Sie auch unser Team ansprechen. Wir sind immer nur einen Mausklick oder einen Anruf entfernt.
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