Patienten, die unter einer Fußheberschwäche leiden, wissen, wie es sich anfühlt, wenn vertraute Abläufe plötzlich nicht mehr funktionieren. Mal eben schnell beim Supermarkt um die Ecke das Abendessen einkaufen oder zu Fuß die verkehrsreiche Hauptstraße überqueren? Mit einer unbehandelten Fußheberschwäche werden einfache Aufgaben wie diese schnell zu einer echten Herausforderung. Und drängen währenddessen möglicherweise auch noch andere Menschen zur Eile, ist der Spießrutenlauf perfekt.
Die möglichen Gründe für eine Fußheberschwäche sind vielfältig. Unter anderem kann sie von neurologischen Erkrankungen wie einem Schlaganfall, einem Schädel-Hirn-Trauma oder Multipler Sklerose hervorgerufen werden. Zudem gelten aber auch schwerwiegende Verletzungen am Bewegungsapparat als Ursache. Die gute Nachricht: Es gibt für Patienten mit Fußheberschwäche Hilfsmittel, die eine deutliche Verbesserung der Symptome bewirken können. Welche Hilfsmittel das sind und wie Betroffene Schritt für Schritt wieder an einem erfüllten sozialen Leben teilhaben können, klären wir in diesem Beitrag.
Was ist eine Fußheberschwäche?
Die Fußheberschwäche ist Folge einer Störung des Nervensystems, das maßgeblich dafür verantwortlich ist, wie wir uns fortbewegen. Sobald das Gehirn einen Bewegungsimpuls an die Fußhebermuskulatur losschickt, sind die Nervenbahnen des Körpers dafür zuständig, diesen Impuls weiterzuleiten. Bei gesunden Menschen wird in diesem Zusammenhang etwa der Peroneusnerv in der Kniekehle aktiviert, der dafür sorgt, dass sich beim Gehen die Fußspitze hebt.
Ist die Aktivierung dieses Nervs gestört, weil das Signal entweder nicht ankommt oder nicht verarbeitet werden kann, spricht man von einer Fußheberschwäche. Die Fußspitze des betroffenen Beines hängt in diesem Fall nach unten, was dazu führt, dass der Patient die Kontrolle über ehemals simple Bewegungen wie das Anheben, Aufsetzen oder Abrollen seines Fußes verliert. Er kann auch nicht mehr auf den Fersen stehen und schleift seinen funktionsunfähigen Fuß mehr oder weniger mit. Ein natürliches Gangbild ist damit unmöglich, die Verletzungsgefahr steigt und Fehlhaltungen können zu weiteren Folgeschäden führen.
Langfristige Auswirkungen einer unbehandelten Fußheberschwäche
Gangbild:
Sind Bewegungsabläufe wie das Abrollen des Fußes gestört, ändert sich auch das Gangbild. Um die Funktionseinschränkung bestmöglich auszugleichen, heben Betroffene ihre Hüfte oft einseitig hoch, kippen sie und schwingen das betroffene Bein dann beim Laufen kreisförmig nach vorne. Oft müssen Patienten auf diese Art der Fortbewegung vertrauen, um wenigstens eine geringe Wegstrecke auf ihren eigenen Beinen absolvieren zu können – mit teils schwerwiegenden Folgen für den Rest des Bewegungsapparates.
Fehlhaltung:
Dass Patienten mit einer Fußheberschwäche ihren Fuß nicht mehr koordiniert aufsetzen und abrollen können, ist oft der Auslöser für eine Reihe von Folgeproblemen. Das oben beschriebene Gangbild führt zu einer übermäßigen Belastung von Knochen, Sehnen und Muskeln in verschiedenen Bereichen. Auf Dauer kann dies auch zu zusätzlichen Beschwerden wie Schmerzen in der Hüft- und Rückenregion verursachen, was die Bewegungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen weiter verschlechtert. Medizinische Hilfsmittel sind hier eine sinnvolle Möglichkeit, um frühzeitig Abhilfe zu schaffen und degenerative Erkrankungen möglichst zu vermeiden.
Verletzungsgefahr:
Je unsicherer der Gang, desto mehr wird jeder Schritt zur Kraftprobe. Patienten mit einer Fußheberschwäche wissen, dass jede noch so kleine Bodenwelle gefährlich werden kann. Immer wieder kommt es im Alltag zu Unfällen, weil der betroffene Fuß seinen Dienst verweigert. In der Regel stolpern Patienten, wenn ihr Fuß am Boden schleift oder sie knicken um und verletzen sich dabei. Wer schlimmere Folgen wie Krankenhausaufenthalte vermeiden möchte, ist gut damit beraten, Hilfsmittel einzusetzen, die zu einem sichereren Gangbild führen.
Soziale Isolation:
Eine weitere Einschränkung, die mit einer unbehandelten Fußheberschwäche einhergeht, ist häufig auch die soziale Isolation der Patienten. Sie leiden sowohl unter ihrer Situation als auch unter den neugierigen Blicken anderer Menschen. Zudem macht die Krankheit es ungleich schwieriger, an Aktivitäten im Freundeskreis teilzunehmen, weshalb viele Patienten ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum reduzieren. In der Folge geht mit der Fußheberschwäche oft ein deutlicher Verlust an sozialer Teilhabe und Lebensqualität einher.
Wie finden Patienten mit einer Fußheberschwäche das passende Hilfsmittel?
Die Medizintechnik hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht: Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Hilfsmitteln, die eine Fußheberschwäche zum Teil ausgleichen können. Seien es Bandagen, Orthesen oder elektrische Impulse: Abhängig von der individuellen Situation des Betroffenen und seinen jeweiligen Erwartungen an einen lebenswerten Alltag ist vieles machbar. Der erste Schritt, um eine deutliche Verbesserung des Gangbildes zu erreichen, muss immer eine umfassende Beratung sein. Qualifizierte Therapeuten können im persönlichen Gespräch klären, welches der vielen Hilfsmittel das passende für die jeweilige Situation des Patienten ist. Eine Universallösung für alle Situationen gibt es nicht, weswegen die richtige Beratung Betroffene oft vor Enttäuschungen durch unrealistische Erwartungen bewahrt. Wenn allerdings mit Hilfe des Profis von Anfang an die richtige Entscheidung getroffen wird, können Patienten oft unerwartete Erfolge erzielen.
Die wichtigsten Hilfsmittel bei Fußheberschwäche im Überblick
Fußheberorthesen
Orthesen sind aufgrund ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für viele Patienten ein beliebtes Hilfsmittel. Sie geben Halt, fixieren den Fuß in der gewünschten Position und sind je nach Material in verschiedenen Lebenslagen einsetzbar. Sei es zum Laufen auf weichem Waldboden und hartem Straßenteer oder gar zum Schwimmen im Wasser: Je nachdem, wieviel Stützbedarf ein Gelenk hat und abhängig von dem beabsichtigten Einsatzgebiet, werden mehr oder weniger flexible Materialien verarbeitet.
Als Faustregel gilt: Während textile Orthesen sich vor allem für leichte Fälle der Fußheberschwäche eignen, können beispielsweise dynamische Orthesen aus PE, Carbon oder Faserverbundwerkstoffen, den Patienten bei einem mittelstarken Funktionsverlust unterstützen. Und Silikonorthesen bieten unter anderem beim Muskeltraining im Wasser guten Halt. Das erklärte Ziel muss in jedem Fall sein, nicht nur optisch ein natürlicheres Gangbild wiederherzustellen und das Abrollverhalten zu fördern, sondern dem Patienten vor allem auch Sicherheit beim Gehen zu geben. Welche Art der Orthese dieses Ziel am besten erfüllt, erfahren Betroffene im Rahmen einer umfassenden Beratung.
Funktionelle Elektrostimulation
Im Gegensatz zu klassischen Orthesen, die sich darauf beschränken, passiv ein Fallen des Fußes zu verhindern, setzt die Funktionelle Elektrostimulation (FES) auf moderne Technik. Üblicherweise handelt es sich hierbei um eine Manschette, die am Unterschenkel befestigt wird und elektronische Impulse aussendet. Auf diese Weise werden Nerven aktiviert, die das zentrale Nervensystem selbstständig nicht mehr erreichen kann. In der Folge bekommen die an der Fußhebung beteiligten Muskeln das Signal, sich zu bewegen und ihren Dienst zu erfüllen. Der Fuß wird somit beim Gehen automatisch hochgehoben – und zwar genau im richtigen Moment. Spezielle Steuereinheiten sind sogar in der Lage, sich dem persönlichen Gangbild des Patienten anpassen.
Die Technik der funktionellen Elektrostimulation gilt vor allem deshalb als äußerst effizient, weil sie Gang, Gleichgewicht und Bewegungsausmaß gleichermaßen deutlich verbessern kann. Als nützlicher Nebeneffekt werden zudem auch Muskeln trainiert, die zuvor keine Funktion mehr hatten. Das Gehen wird einfacher, die Sturzgefahr wird deutlich vermindert und die Patienten können auch weitere Stecken wieder sicherer zurücklegen.
Deshalb sollten Patienten mit Fußheberschwäche Hilfsmittel nutzen
Moderne Hilfsmittel sind bei einer Fußheberschwäche ein Weg, um sich wieder eigenständiger fortzubewegen. Was genau zum Einsatz kommt, sollte im persönlichen Gespräch mit einem Profi abgeklärt werden. Nur so lassen sich überzogene Erwartungen und Enttäuschungen vermeiden. Ist das perfekte Hilfsmittel für den jeweiligen Bedarf des Patienten gefunden, kann der Gewinn an Lebensqualität enorm sein. Nicht nur weil der Bewegungsablauf des Körpers dadurch verbessert wird, sondern vor allem auch, weil die Betroffenen wieder aktiver am sozialen Leben teilnehmen können.