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Elektrische Impulse können Patienten mit einer Fußheberschwäche ein großes Stück ihrer Lebensqualität zurückgeben. Die funktionelle Elektrostimulation stabilisiert das Gangbild, verringert die Verletzungswarscheinlichkeit und ermöglicht so letztlich auch eine verbesserte Teilhabe am sozialen Leben. Weshalb das so ist und wie der Einsatz elektrischer Impulse genau funktioniert, klären wir in diesem Beitrag.

Was ist eine Fußheberschwäche?

Die Fußheberschwäche ist eine typische Folge neurologischer Erkrankungen. Wollen gesunde Menschen ein paar Schritte gehen, funktioniert dieser Prozess ganz automatisch: Das Gehirn sendet ein entsprechendes Signal aus. Die Nervenbahnen leiten das Signal bis in die Beinmuskeln hinunter und der Fuß beginnt, sich kontrolliert zu bewegen.

Sind die Nerven, die an diesem Prozess beteiligt sind, allerdings geschädigt – etwa in Folge eines Schlaganfalls – ist das Gehen eine Belastungsprobe. Patienten mit einer Fußheberschwäche sind nicht mehr in der Lage, ihren Fuß gezielt aufzusetzen oder abzurollen. Sie verlieren folglich die Kontrolle über ihr Gangbild. Um sich fortbewegen zu können, ziehen sie den Fuß entweder hinter sich her oder sie nutzen ihre Hüfte, um den beeinträchtigten Körperteil in einem weiten Halbkreis nach vorne zu schwingen. Dieser Bewegungsablauf ist typisch für Patienten mit einer Fußheberschwäche und führt zu einer Reihe von Folgeproblemen. Welche das sind, haben wir in diesem Beitrag über die Fußheberschwäche als Folge eines Schlaganfalls zusammengefasst.

Generell gilt: Je früher Patienten damit beginnen, die Fußheberschwäche zu behandeln, desto besser. Hierfür stehen verschiedene Hilfsmittel zur Auswahl, deren Potenzial von den individuellen Voraussetzungen der Betroffenen abhängig ist. Eines dieser Hilfsmittel ist die funktionelle Elektrostimulation. Sie basiert auf moderner Technik und nutzt elektrische Impulse, um Patienten zu einem natürlicheren Gangbild zu verhelfen und die Verletzungsgefahr im Alltag deutlich zu reduzieren.

Wie werden elektrische Impulse konkret eingesetzt?

Die funktionelle Elektrostimulation kombiniert moderne Technik mit therapeutischem Wissen. Sind Patienten aufgrund einer Störung des zentralen Nervensystems nicht mehr in der Lage, ihre Fußmuskulatur zu steuern, übernehmen elektrische Impulse diese Aufgabe. Empfindliche Sensoren erkennen die Bewegungsabsicht und tragen das entsprechende Signal weiter. Auf der Haut sind hierfür genutzte Elektroden angebracht, die den Impuls dort hin aussenden, wo man ihn benötigt.

Üblicherweise besteht das Ziel darin, den sogenannten Peroneus-Nerv zu aktivieren, der für eine kontrollierte Hebung des Fußgelenks verantwortlich ist. Bei Patienten mit einer Fußheberschwäche ist dieser Nerv in seiner Funktion eingeschränkt, weil das Bewegungssignal ihn entweder nicht mehr erreicht oder er es nicht mehr verarbeiten kann. Liegt das Problem darin, dass das Signal nicht richtig an den Nerv übermittelt wird, kann die Elektrostimulation diese Störung überbrücken: Sie agiert als Impulsgeber und erinnert den Nerv daran, seiner Aufgabe nachzukommen und den Fuß zum richtigen Zeitpunkt anzuheben.

Der genaue Ablauf der funktionellen Elektrostimulation ist äußerst komplex. Er ist sowohl von den individuellen Voraussetzungen des Patienten als auch von der gewählten Geräteart abhängig. Mittlerweile gibt es verschiedene Modelle, die auf elektrische Impulse zurückgreifen. Die Intensität der verwendeten elektronischen Impulse wird in jedem Fall genau auf die körperlichen Möglichkeiten der Patienten eingestellt. Das erfordert eine gewisse Anpassungszeit. Nur auf diese Weise ist ein möglichst natürliches und sicheres Gangbild erreichbar.

Elektrische Impulse bei Fußheberschwäche: Die Vorteile auf einen Blick.

Der wesentliche Vorteil der funktionellen Elektrostimulation besteht in der Möglichkeit, Patienten mit Fußheberschwäche einen großen Teil ihrer Lebensqualität zurückzugeben in Form eines Behinderungsausgleichs. Automatisch generierte elektrische Impulse regen die Muskeln dazu an, den Fuß im genau richtigen Moment zu bewegen. Der für die Fußheberschwäche typische Gang gehört somit der Vergangenheit an und Fehlhaltungen werden reduziert. Die daraus resultierende Trittsicherheit führt zu einem reduzierten Verletzungsrisiko und in der Folge auch zu einem selbstbewussteren Auftreten.

Dank der funktionellen Elektrostimulation müssen Patienten nicht mehr bei jedem Schritt auf den Boden blicken und mühsam versuchen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Stattdessen können sie der modernen Technik vertrauen und bewusster am Leben teilhaben. Ein weiterer Vorteil: Da das Aussenden der elektrischen Impulse auf intelligenter Computertechnik beruht, ist es möglich, die Sensoren speziell auf die jeweiligen Bedürfnisse der Patienten zu programmieren. In der Folge profitieren die Betroffenen sowohl von einem optisch ansprechenden Ergebnis als auch von der Möglichkeit, ein individuell kraftsparendes Gangbild zu entwickeln. Selbst das Absolvieren längerer Wegstrecken ist wieder möglich, was den Körper trainiert und einem weiteren Muskelabbau entgegenwirkt. Das kleine Extraplus für mehr Komfort: In der Regel können Patienten ihre persönlichen Lieblingsschuhe zum Laufen verwenden, da meist andere Hilfsmittel überflüssig werden.

Welche Voraussetzungen müssen Betroffene erfüllen?

Auch wenn die funktionelle Elektrostimulation zahlreiche Vorteile mit sich bringt, ist sie nicht für jeden Patienten mit einer Fußheberschwäche die perfekte Lösung. Abhängig von den persönlichen Voraussetzungen kann es unter Umständen sinnvoller sein, auf andere Hilfsmittel wie etwa dynamische Orthesen zurückzugreifen.

Ein wesentlicher Punkt für die Beantwortung der Frage, ob eine Behandlung mit elektrischen Impulsen sinnvoll ist, liegt in dem Ausmaß der körperlichen Beeinträchtigung. Basiert die Fußheberschwäche auf einer zentralen Läsion, also auf einer Verletzung des zentralen Nervensystems, verspricht die Elektrostimulation einen guten Mobilitätsgewinn. Dies ist etwa nach einem Schlaganfall der Fall. Bei peripheren Ursachen hilft sie allerdings nicht. Zudem sind Geräte, die darauf basieren, den Peroneus-Nerv zu aktivieren, darauf angewiesen, dass genau dieser Nerv im Kern noch funktioniert.

Generell gilt: Die Frage, inwieweit mit elektrischen Impulsen eine signifikante Verbesserung der Symptome erreicht werden kann, muss immer im direkten Gespräch mit Therapeuten und Ärzten geklärt werden. Selbst modernste Technik hat ihre Grenzen und nicht alles, was gewünscht wird, ist auch machbar. Kontraindikationen, die gegen einen Einsatz elektrischer Impulse sprechen, sind unter anderem Epilepsie, ein Herzschrittmacher oder eine akute Thrombose. Vor diesem Hintergrund ist ein genauer Blick auf die medizinische Vorgeschichte des Patienten unerlässlich.

Welche Nachteile können mit elektrischen Impulsen einhergehen?

Wer davon ausgeht, dass die funktionelle Elektrostimulation so schnell anzupassen ist wie eine Orthese, wird enttäuscht sein. Jedes Gerät muss individuell auf den Patienten abgestimmt werden – und das funktioniert nicht über Nacht. Stattdessen muss das gewählte Modell, nachdem es von der Krankenkasse genehmigt wurde, meist über einen längeren Zeitraum probegetragen und kann bei Bedarf jederzeit nachjustiert werden. Verschiedene Bewegungsabläufe werden genau protokolliert, um die bestmögliche Einstellung zu finden. Das braucht neben Zeit, auch ein wenig Geduld. Die Elektroden, die äußerlich an der Haut angebracht werden, um die Nerven zu stimulieren, verursachen ein kribbelndes Gefühl. Während dies vielen Anwendern gefällt und es für sie schnell dazugehört, kann oder möchte sich nicht jeder gewöhnen. Außerdem muss sich der Körper – abhängig davon, wie lange die Fußheberschwäche bereits besteht – häufig erst wieder daran gewöhnen, bestimmte Muskelgruppen einzusetzen und fehlerhafte Bewegungsabläufe durch gesunde Gehmuster zu ersetzen.

Elektrische Impulse oder herkömmliche Hilfsmittel? Sie haben die Wahl!

Die Behandlung mit elektrischen Impulsen ist kein Selbstläufer, sondern ein Prozess, der aber unter den richtigen Voraussetzungen zu empfehlen ist. Sind diese Voraussetzungen gegeben und das Gerät perfekt auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt, ist der Gewinn an Lebensqualität in der Regel enorm. Nicht nur wegen der verminderten Verletzungsgefahr, sondern vor allem auch deshalb, weil die verbesserte Mobilität zu einem aktiveren Leben führt. Patienten, die nicht mehr jeden Schritt sorgsam abwägen müssen, sind in der Lage, auch längere Strecken zu Fuß zurückzulegen und Begegnungen mit anderen Menschen entspannt zu genießen. Alleine für dieses Mehr an Wohlbefinden lohnt es sich, die technischen Möglichkeiten, auf die Patienten mit einer Fußheberschwäche zurückgreifen können, genau auszuloten. In Absprache mit den behandelnden Ärzten und Therapeuten ist zu klären, welches Hilfsmittel in welchem Fall das beste ist.